Headshaking

Neue Diagnostikmethoden für Trigeminus-mediiertes Headshaking

 

Ihr Pferd leidet an Headshaking? Dann können Ihr Pferd und Sie vielleicht von unserer neuen Studie profitieren! Hier finden Sie alle Details zu den Teilnahmebedingungen.

Trigeminus-mediiertes Headshaking – was ist das überhaupt und was wissen wir darüber?

Trigeminus-mediiertes Headshaking (TMHS) ist eine Erkrankung bei Pferden, die sich durch unkontrollierbare, meist vertikale Kopf- und Halsbewegungen, nasale Irritation und andere Symptome von Stress und Schmerz manifestiert.

Bei Pferden, bei denen keine anderen Erkrankungen wie Zahnprobleme, Schmerzen am Bewegungsapparat oder Augenprobleme als Ursache festgestellt wurden, steht der für die Gesichtssensibilität verantwortliche Nerv (Nervus trigeminus) im Verdacht, diese Symptome zu verursachen. In einer Studie an Pferden unter Vollnarkose wurde festgestellt, dass dieser Nerv bei erkrankten im Vergleich zu gesunden Pferden eine viel tiefere Reizschwelle aufweist und man geht somit von einer Hypersensibilisierung (vermehrter Erregbarkeit, d.h. Reaktion auf nur minimale Stimuli) des Nerven aus.

Bisher ist die einzige Möglichkeit, eine Beteiligung des Nervus trigeminus zu diagnostizieren, das Ausschlussverfahren oder die Beurteilung seiner Reizschwelle unter Vollnarkose. In der Praxis existieren bisher keine Methoden, um die Funktion des Nervus trigeminus an wachen Pferden auf eine nicht-invasive Art zu messen.

Ebenso verfügen wir noch immer über sehr wenig Hintergrundwissen über die Ursachen oder genaue Entstehung der Erkrankung.

Ziele der Studie

Mit unserer Studie hoffen wir,

  • neue nicht-invasive und praxistaugliche Methoden für eine schnellere und genauere Diagnosestellung zu etablieren
  • mehr Informationen über die Ursache (wie zum Beispiel Allergien)
  • und die Auswirkungen von TMHS auf betroffene Pferde (durch Messung von Stresshormonen) zu erhalten.

Die Ergebnisse der Studie sollen sowohl den Studienteilnehmern selbst als auch künftigen Patienten mit Headshaking zu Gute kommen.

Wie läuft die Studie ab?

Zu Beginn der Studie werden die Pferde mit einem speziell für Headshaking entwickelten Scoring System (dem sogenannten «History, Rest and Exercise Score») beurteilt. Hierfür wird die Anamnese der Pferde erhoben sowie die Pferde in Ruhe sowie an der Longe beobachtet und der Schweregrad verschiedener Headshaking-Symptome notiert.

Im Rahmen der eigentlichen Studie werden zwei Methoden zum Testen der Funktion des Nervus trigeminus durchgeführt.

1. Quantative Sensory Testing – Beurteilung der Gesichtssensibilität

Diese Methode wird in der Humanmedizin bereits seit längerem verwendet für die Diagnose von neurologischen Defiziten (Neuropathien, Schmerzsyndrome, Überempfindlichkeit). Die Methode wurde von unserer Professorin für Anästhesie und Schmerzmanagement, Prof. Claudia Spadavecchia, bereits bei gesunden Pferden etabliert. Hierbei werden die Schwellenwerte für die taktile, mechanische und thermische Reizschwelle im Gesichtsbereich gemessen. Wir vermuten, dass Pferde mit Headshaking im Vergleich zu gesunden Pferden eine deutlich verminderte Reizschwelle im Gesichtsbereich haben. Die Methode wird von Pferden gut toleriert, es ist keine Sedation nötig.

2. Trigemino-cervicaler Reflex

Bei dieser Methode wird der Nervus trigeminus elektrisch stimuliert und der dadurch erzeugte Reflex (trigemino-cervicaler Reflex) durch die Aufzeichnung der Aktivität der Halsmuskulatur dargestellt. Je kleiner der elektrische Stimulus sein muss, um den Reflex auszulösen, umso höher ist die Erregbarkeit des Nerven. Wir vermuten, dass der Nervus trigeminus bei Pferden mit Headshaking eine deutlich höhere Erregbarkeit aufweist als bei gesunden Pferden. Auch diese Methode wurde schon an gesunden, unsedierten Pferden getestet und die Pferde zeigten sich sehr kooperativ.

Blut-/Kot-/Nasenspülproben

Zur Abklärung des hormonellen Status (Stresshormone) und Erstellung eines Allergieprofils zur Erforschung von Allergie als mögliche Ursache werden Blut- und Kotproben sowie eine Nasenspülprobe gesammelt.

Tracking der Kopfbewegungen

Um die Headshakingsymptome möglichst zu objektivieren und auch im heimischen Stall in Abwesenheit des Besitzers zu monitoren, werden wir einen speziellen Tracker einsetzen. Bei diesem handelt es sich um ein kleines Gerät, welches in die Mähne geflochten wird und zuhause für 72h getragen werden soll. Das Pferd kann und soll hierbei normal gehalten und bewegt werden. Den Tracker können Sie uns im Anschluss per Post zurücksenden.

Welche Pferde sind für die Teilnahme an der Studie geeignet?

  • Pferde mit offensichtlichem Headshaking während der Arbeit oder in Ruhe, die aktuell Symptome zeigen
  • Alter 4-20 Jahre
  • Es wurde bereits eine vollständige diagnostische Abklärung vorgenommen, um eine andere Ursache für das Headshaking auszuschliessen. Diese Untersuchung sollte beinhalten: vollständige klinische Untersuchung (inkl. neurologische, orthopädische und ophthalmologische Untersuchung), vollständige Blutuntersuchung, Maulhöhlenuntersuchung, Endoskopie der oberen Atemwege inklusive Luftsäcke und bildgebende Untersuchung des Schädels (CT). Diese Untersuchungen können auch vor Teilnahme an der Studie direkt in der ISME Pferdeklinik durchgeführt oder komplementiert werden.

Sofern die oben genannten Untersuchungen alle ohne besondere Befunde ausfallen, ist Ihr Pferd für eine Teilnahme in der Studie geeignet.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Pferd für die Studie in Frage kommt, weil z.B. nicht alle nötigen Untersuchungen durchgeführt wurden, wenden Sie sich gerne an uns.

 

Ebenfalls gesucht: Kontrollpferde

Für das Projekt benötigen wir nicht nur Pferde, die von Headshaking betroffen sind, sondern auch gesunde Pferde als sogenannte «Kontrollgruppe». Die Kontrollgruppe dient der Etablierung von Normalwerten zum Vergleich mit den Werten erkrankter Pferde.

  • Pferde ohne jegliche Anzeichen von Headshaking
  • Alter: 4-20 Jahre
  • Rasse: Vorwiegend suchen wir Warmblüter, leichte Kaltblüter (z.B. Freiberger), Vollblüter oder Endmass-Ponies. Andere Rassen nach Absprache.

Wenn Sie uns Ihr Pferd als Kontrollpferd zur Verfügung stellen möchten, kontaktieren Sie uns.

Kosten

Die Teilnahme an der Studie (Scoring, Untersuchung der Nervenfunktion, Bestimmung der Stresshormone, Erstellung eines Allergieprofiles, Tracking der Kopfbewegungen) ist kostenlos.

Die Untersuchungen zum Ausschluss anderer Ursachen für das Headshaking können zum reduzierten Preis angeboten werden. Alle Therapien, die im Anschluss an die Studie durchgeführt werden, sind kostenpflichtig. Für Kontrollpferde sind alle Untersuchungen kostenlos. Wir informieren Sie gerne unverbindlich telefonisch oder per Mail (siehe Kontaktdaten unten) über die Details.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Untersuchung der Nervenfunktion des Nervus trigeminus werden Ihnen direkt mitgeteilt und praktische Empfehlungen für das weitere Management bzw. die Therapie Ihres Pferdes gegeben. Bei einer Dysfunktion des Nervus trigeminus kommt z.B. eine Nervenstimulations-Therapie wie die PENS (perkutane elektrische Nervenstimulation) oder TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) in Frage.

Die Analysen der übrigen Tests beanspruchen Zeit und werden Ihnen mitgeteilt, sobald sie vorliegen.

Kontakt

Bei Fragen zum Projekt oder wenn Sie sich für die Teilnahme interessieren, wenden Sie sich direkt an:

med. vet. Melanie Käfer-Karrer

melanie.kaefer-karrer@unibe.ch

031 684 22 43